Zwischen dem europäischen und dem afrikanischen Kontinent liegt Kreta, nach Sizilien, Sardinien, Korsika und Zypern die grösste Insel im Mittelmeer und mit 8.331 km² die grösste Insel Griechenlands, auf der fast 750.000 Einwohner leben. Sie erstreckt sich im Süden der Ägäis von Westen nach Osten mit einer Länge von 258 km und einer Breite zwischen 12 und 61 km und hat eine Küstenlänge von 1.046 km.
Kreta liegt ungefähr 100 km südöstlich des Peloponnes und ist geologisch das Hauptglied des Inselbogens, der Südgriechenland mit Kleinasien verbindet. Nur 37 km südlich von Westkreta im Lybischen Meer liegt die 35 km² kleine Insel Gavdos, auf der nur etwa 40 Bewohner ständig leben. Sie ist die südlichste Insel Europas und nur knapp 300 km von Afrika entfernt.
Die wegen ihrer herrlichen, abwechslungsreichen Landschaft, den schönen Stränden und den berühmten minoischen Kulturdenkmälern ausserordentlich besuchenswerte Insel ist von drei vegetationsarmen, stark zerklüfteten und verkarsteten Gebirgsmassiven gegliedert: Im Westen die noch bis in den Frühsommer schneebedeckten bis zu 2.452 m hohen Weissen Berge ( Lefka Ori ), im mittleren Teil das ebenfalls sehr schneereiche und mit dem 2.456 m hohen Psiloritis höchste Gebirge Kretas, das Ida-Gebirge und im Osten das nur bis zu 2.148 m hohe Dikti-Gebirge.
Viele beeindruckende Schluchten durchziehen die gigantischen Gebirgsformationen bis zur Südküste, die meist steil ins Meer abfällt, während die Nordküste flacher und stärker durch Buchten und Halbinseln gegliedert ist. Unterhalb der Berge breiten sich dort die reichen und fruchtbaren Ebenen aus, die mit Olivenhainen, Weingärten, Gemüsefeldern und Obstbäumen bedeckt sind.
Das gleichmässige, mediterrane Klima mit relativ milden, niederschlagsreichen Wintern und völlig trockenen, subtropisch-heissen Sommern begünstigt unter anderem in der Messara-Ebene und den Hochebenen von Lassithi und Omalos den intensiven Getreide- und Gemüseanbau. Ebenso gedeihen hervorragend Zitrusfrüchte, Melonen, Bananen, Weintrauben und natürlich vor allem Oliven. Kreta gehört zu den grössten Olivenölexporteuren der Europäischen Union, auf 45 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche wachsen rund 35 Millionen Ölbäume. Bei Kavousi in Nordostkreta steht einer der ältesten Olivenbäume der Welt, aus dessen Ästen die Olivenzweige stammten, die während der Olympischen Spiele 2004 in Athen den Sportlern aufgesetzt wurden.
Neben der Landwirtschaft ist seit den 70er Jahren der wichtigste Erwerbszweig der Tourismus und dafür sind zwei Drittel der erwerbstätigen kretischen Bevölkerung im Dienstleistungsbereich beschäftigt. Die Durchschnittseinkommen der Bewohner liegen über denen des restlichen Landes und mittlerweile ist Kreta die wirtschaftlich dynamischste Region Griechenlands.
Kreta besitzt zwei internationale Flughäfen in den Städten Iraklio und Chania, in Sitia ist noch ein dritter Flughafen, allerdings nur für nationale Flüge. In den grossen Häfen von Iraklio, von Souda bei Chania und von Rethymno gibt es diverse Fährverbindungen, vor allem nach Piräus (Athen), von Iraklio aber auch ganzjährig nach Santorini und den Kykladen-Inseln bis nach Thessaloniki. Von Agios Nikolaos fahren Fährschiffe über Karpathos nach Rhodos oder zur Saison auch von Kastelli Kissamos zur Insel Kythira und Gythio auf dem Peloponnes.
Eine Eisenbahnlinie gibt es nicht auf Kreta, dafür ist das wichtigste öffentliche Verkehrsmittel der Linienbusverkehr der staatlichen Gesellschaft KTEL, die mit zwei Unternehmen sicher und zuverlässig den westlichen und den östlichen Teil der Insel bedienen. Das Strassennetz ist besonders seit dem EU-Beitritt Griechenlands stark ausgebaut worden und eine neue Schnellstrasse verbindet teilweise als Autobahn erweitert alle Städte an der Nordküste von Kastelli Kissamos im Westen bis nach Agios Nikolaos im Osten.
Kreta ist unterteilt in vier Verwaltungsbezirke: die Präfekturen Chania, Rethymno, Iraklio mit den gleichnamigen Städten und die Präfektur Lassithi mit der Stadt Agios Nikolaos. Diese Präfekturen wiederum sind in insgesamt 20 weitere Provinzen, den sogenannten Eparchien, unterteilt. Hauptstadt der Insel ist seit 1972 Iraklio, die mit ca. 140.000 Einwohnern grösste Stadt Kretas, nachdem es vorher jahrhundertelang Chania war.
Die kretische Flora ist trotz jahrtausendelanger Besiedelung und sommerlicher Trockenheit sehr artenreich, so gedeihen auf der Insel alleine etwa 160 endemische Pflanzenarten, wie beispielsweise die kretische Dattelpalme, die an einigen Standorten der Südküste und im äussersten Osten am Palmenstrand von Vai vorkommt.
Besonders im Frühling fällt der blühende Oleander, die Bougainvillea, der Ginster und die hohe Anzahl unterschiedlicher farbenprächtiger Blumen ins Auge. Neben über 80 Arten von wilden Orchideen ist für die Insel ist das Vorkommen zahlreicher Kräuter wie Oregano, Thymian, Diktamus, Lavendel, Rosmarin und Majoran typisch, deren Verbreitung bis in die Höhenlagen der Gebirgszüge reicht.
An den Stränden wachsen vielfach die Schatten spendenden Tamarisken im salzhaltigen Sandboden und im Küstenbereich auch hohe Eukalyptusbäume, ebenso sind im Landesinneren und den niederen Gebirgslagen neben Olivenbäumen noch vereinzelte Kiefernwälder und Zypressenhaine zu finden. Der Westen und die Mitte der Insel sind mit Aleppo-Kiefern, Restbeständen von Zedern und Steineichen teilbewaldet, der Osten hingegen zählt zu den kargsten und trockensten Regionen Europas. Dort wächst neben den kultivierten Olivenbäumen und Johannisbrotbäumen nur noch die widerstandsfähige und austrocknungsresistente buschartige Phrygana.
Die Tierwelt Kretas ist verglichen mit seiner Pflanzenwelt relativ artenarm. Typische und häufige Vertreter der Mittelmeerfauna sind Grillen, Zikaden, Eidechsen und Fledermäuse. Seltener sind Dachse, Wiesel, Hasen, Igel und einige Reptilienarten, ebenso wie die kretische Stachelmaus und die berühmte kretische Wildziege "Kri Kri" anzutreffen. Dominiert wird die Tierwelt von verschiedensten Rassen domestizierter Ziegen und Schafe, die vom Meer bis in die Hochgebirgsregionen weiden.
Auch die Vogelwelt ist nicht so artenreich, neben einigen europäischen Singvögeln und Eulenarten sind im Gebirge noch Wanderfalken und Habichte zu beobachten, vereinzelt kann man dort auch noch Lämmergeier durch die Lüfte schweben sehen. An den Küsten suchen im Winter Seeschwalben und Austernfischer nach Nahrung.
Von den unter Artenschutz stehenden Mönchsrobben leben noch einige an der Küste der kleinen Insel Gavdos südlich von Kreta. Ebenso werden Schutzmassnahmen für die bedrohten Meeresschildkröten "Caretta caretta" durchgeführt, die im Sommer wieder vermehrt an den Sandstränden der kretischen Nordküste ihre Eier ablegen. Es sind die letzten Brutgebiete im gesamten Mittelmeerraum.
An manchen Tagen kann man in den fischreichen kretischen Gewässern auch Delfine beobachten. Weitere Meeresbewohner sind unter anderem Thunfische, Meeräschen, Makrelen, Sardellen, Sardinen, Meerbarben, Kabeljau, Hechtdorsche, Schwertfische, diverse Arten von Brassen und Triglidenfischen, sowie Tintenfische und Kraken.
Um dem Rückgang verschiedener Pflanzen- und Tierarten vor allem im Küstenbereich vorzubeugen, werden auch in den letzten Jahren verstärkt Umweltschutzmassnahmen durchgeführt. Nachdem seit dem Altertum jahrhundertelang Holz für den Haus- und Schiffsbau, aber auch einfach als Brennmaterial aus den einst üppigen Wäldern Kretas gewonnen wurde, sind die Zedern- und Pinienwälder sowie die Zypressenbestände heute bis auf wenige Prozent ihres ursprünglichen Bestandes reduziert.
Auch die natürliche Sekundärvegetation der Phrygana und Macchia wurde in den letzten Jahrzehnten durch Kultivierungsmassnahmen zur Gewinnung landwirtschaftlicher Flächen stark zurückgedrängt. Jetzt ist man vereinzelt bemüht, zumindest auf lokaler Ebene durch Wiederaufforstungen eine Bodenverbesserung herbeizuführen, neue Nutzungsvorhaben unterliegen strengen Umweltschutzgesetzen.
Charakteristisch für Kreta sind heute die zahlreichen Olivenhaine mit Millionen der teils uralten Ölbäume, die nicht nur für den Eigenbedarf, sondern auch für den Export das weltweit qualitativ beste Olivenöl liefern.
Das topographische Relief Kretas wird bestimmt durch die hohen Gebirgsmassive, die über zwei Drittel der Insel einnehmen und durch ihre schneereichen Höhenlagen im Winter alpinen Charakter bekommen. In diesen stark verkarsteten und zerklüfteten Kalksteinformationen sind über dreitausend Höhlen und Grotten bekannt, von denen sehr viele überwältigende Tropfsteinbildungen mit wunderschönen Stalaktiten und Stalagmiten aufweisen. Durch den wasserdurchlässigen Kalkstein sickert im Frühjahr das Schmelzwasser des Schnees aus den Bergen und wird so wie in einem riesigen Wasserreservoir gespeichert. Dadurch können die vielen fruchtbaren Ebenen Kretas, wie beispielsweise die bekannten Hochebenen von Omalos in den Weissen Bergen und Lassithi mit seinen Windrädern zur Wasserversorgung im Dikti-Gebirge, hervorragend für den Anbau von Obst und Gemüse genutzt werden.
Wasser, das bei der Schneeschmelze nicht im Boden versickert, fliesst durch unzählige, im Sommer ausgetrocknete Flussläufe in Tälern und Schluchten hinab zum Meer. Die berühmteste und eine der beeindruckendsten Schluchten ist die Samaria-Schlucht im Nationalpark Samaria in den "Weissen Bergen" Westkretas. Sie ist mit einer Gesamtlänge von 16 Kilometern die längste Schlucht Europas und ist von Anfang Mai bis Ende Oktober für Wanderer geöffnet. Im Winter und im Frühjahr, wenn die Durchquerung der Schlucht wegen den wasserführenden Flussläufen gefährlich und oft unmöglich ist, wird sie, ebenso wie an regnerischen Tagen, geschlossen.
In den Jahren der Fremdherrschaft und Besatzung auf Kreta - insbesondere der Venezianer, der Türken und der Deutschen - spielte die Samaria-Schlucht, wie auch viele andere Schluchten und Höhlen eine wichtige Rolle als Versteck für die kretischen Widerstandskämpfer.
Während diesen Zeiten der staatlichen Machtlosigkeit hat auf Kreta die Griechisch-orthodoxe Kirche nicht nur für die Erhaltung der Kultur und der Sprache gesorgt, sondern auch staatliche Autorität ersetzt und sogar mit Waffen für die Befreiung gekämpft. Vor allem während der türkischen Besatzung waren viele Klöster und Kirchen Orte des Widerstandes, die den Verfolgten Schutz boten, weshalb viele Klöster einen festungsähnlichen Baustil haben.
Durch diese geschichtliche Entwicklung lässt sich auch der hohe Stellenwert der Kirche bis in die heutige Zeit erklären. Bei staatlich-öffentlichen Angelegenheiten ist die Kirche stets präsent und auch private Feiern wie Hochzeiten oder Begräbnisse sind ohne kirchlichen Segen kaum vorstellbar.
Auf Kreta gibt es annähernd 800 Gemeinden mit entsprechenden Kirchen und ebenso vielen Priestern, hinzu kommen noch 30 Klöster und über 3000 kleinere Kirchen und Kapellen.
Schon in der minoischen Zeit vor über 5000 Jahren war die Religion in Form der Verehrung einer Fruchtbarkeitsgöttin ein wichtiges Merkmal der damaligen frühen und ältesten Kulturgesellschaft Europas. Diese entwickelte sich nach der ersten Besiedlung der Insel, die bereits einige tausend Jahre früher während der Jungsteinzeit stattfand. Siedlungsspuren aus der Mitte des 7. Jahrtausends v.Chr., als Jäger und Sammler auf Kreta sesshaft wurden, belegen dieses. Damit begann sich Ackerbau und Viehzucht zu entwickeln und feste Häuser aus Bruchsteinen oder aus Lehm gebrannten Ziegeln wurden später durch phönikische Einwanderer in dorfähnlichen Besiedlungen gebaut.
In der frühminoischen Vorpalastzeit von 3300-2100 v.Chr. waren die Herstellung und der Gebrauch von verschiedenen Bronzegegenständen, sowie kunstvoll geformte Keramik mit Erfindung der Töpferscheibe, von besonderer Bedeutung. Neben einfachen Bauten aus Lehmziegeln gab es auch die ersten zweigeschossigen palastartigen Gebäude. Tote wurden mit filigranem Goldschmuck in Blütenformen als Grabbeigaben in Kammergrabanlagen beigesetzt.
Während der mittelminoischen Alten Palastzeit von 2100-1700 v.Chr. konnten die seefahrenden Minoer in der Ägäis ihre Vorherrschaft festigen und errichteten in Knossos, Festos, Malia und weiteren Standorten die ersten Paläste mit mehrgeschossigen Gebäuden, zahlreichen Räumen und ausgedehnten Hofanlagen. Aus der anfänglichen eigenständig entwickelten Hieroglyphenschrift, die lediglich durch intensive Handelsbeziehungen mit Ägypten beeinflusst wurde, bildete sich langsam die Linearschrift A, die bis heute leider noch nicht entziffert werden konnte. Vermutlich als Folge eines starken Erdbebens, das erhebliche Schäden auf der Insel anrichtete, kommt es um 1700 v.Chr. zu einem abrupten Ende dieser Kulturstufe.
Mit dem Wiederaufbau der Paläste begann die spätminoische Neue Palastzeit von 1700-1430 v.Chr., die den kulturellen Höhepunkt der minoischen Kultur bildete. In dieser Epoche wurden aufwendig ausgestattete, mehrstöckige Palastanlagen als Wirtschafts-, Verwaltungs- und Kultzentren unabhängiger Herrscher in Knossos, Festos, Malia und Zakros errichtet, ebenso wie Landhäuser, Gutshöfe und grosse Städte in Palastnähe.
Der Handel mit Olivenöl, Wein, Honig, Keramik und Waffen im Tausch gegen Metalle wie Gold, Silber, Kupfer und Zinn wurde weiter bis nach Sizilien und über Ägypten hinaus bis in den Vorderen Orient ausgeweitet und die Bewohner lebten offensichtlich friedlich nebeneinander, da es keine Wehrbauten gab.
Der religiöse Bereich wurde anfänglich vom erdverbundenen Naturglauben in Höhlen- und Bergheiligtümern beherrscht, zunehmend aber vom Schlangen- und Stierkult überlagert, bei dem auch der Brauch des Springens über einen Stier veranstaltet wurde.
Durch den verheerenden Vulkanausbruch von Thera (Santorini) um 1645 v.Chr. wurden durch Ascheregen und Flutwellen auch einige Gebiete Kretas verwüstet und Paläste zerstört, die aber schnell wieder aufgebaut wurden.
Um 1430 v.Chr. sind überall auf der Insel Spuren von Bränden und Zerstörungen nachweisbar, die wohl auf die Eroberung Kretas durch mykenische Festlandsgriechen zurückzuführen waren. Die minoischen Zentren und Paläste wurden, bis auf Knossos, dass offenbar noch bis 1330 v.Chr. Sitz eines mykenischen Herrschers war, von den Eroberern zerstört.
Während dieser Nachpalastzeit von 1430-1150 v.Chr. bestand die minoische Kunst weiter, wurde allerdings stark durch die mykenische Kultur beeinflusst und verschmolz nun mit ihr. So entwickelte sich durch die Einführung neuer religiöser Inhalte und der griechischen Sprache die sogenannte Linarschrift B heraus. Erhalten blieben aber bis zum Ende dieser Periode auf Kreta die typisch minoischen Elemente, teilweise mit Nachwirkungen bis in die Archaische Zeit. Kreta war jetzt politisch Teil der mykenischen Welt und wurde von Griechen beherrscht, die von Knossos und von Kydonia (Chania) aus die Insel regierten. Die anderen ehemaligen minoischen Paläste wurden nie wieder bezogen und die minoisch-mykenische Kultur konnte sich nur noch bis zum 11. Jahrhundert v.Chr. halten.
In dieser Zeit der "Dunklen Jahrhunderte" (1150-700 v.Chr.) gelangten dorische Einwanderer nach Kreta und brachten neue Sitten und Gebräuche mit. Geometrische Muster aus konzentrischen Ringen und Kreuzformen bestimmten die Gefässkeramiken und in der Metallverarbeitung wurde Bronze nur noch für Schmuck und Kleinkunst verwendet, vorwiegend wurde jetzt Eisen genutzt, aus dem Waffen hergestellt wurden. Eine strenge militärische Hierarchie setzte sich in Politik und Gesellschaft durch. Auf Bergkuppen oder in Hanglagen entstanden zahlreiche neue befestigte Siedlungen mit separaten Häfen an den Küsten.
Die Naturreligion wurde zunehmend von personifiziertem Götterglauben ersetzt. Aus jener Geometrischen Epoche sind in Dichtungen und Erzählungen die griechisch-kretischen Mythen und Sagen um König Minos, das Labyrinth mit dem Minotaurus, Theseus und Ariadne, sowie um die Geburt des Zeus in der Idäischen Grotte geprägt worden.
Zwischen 700 und 620 v.Chr. bildete sich auf Kreta ein System von rivalisierenden Stadtstaaten heraus, von denen die mächtigsten Städte Kydonia (Chania) und Polyrinnia mit dem grossen, befestigten Hafen von Falassarna im Westen der Insel lagen. Durch die Handels- und Schifffahrtsverbindungen mit Rhodos, Zypern und den Städten der kleinasiatischen Küste gelangten orientalische Kunstformen auf die Insel. Das griechische Alphabet entstand in dieser Orientalisierenden Epoche aus einer Weiterentwicklung des Schriftsystems aus dem phönikischen Raum.
In der Archaischen Zeit von 620-330 v.Chr. kam der Handel mit der Mittelmeerregion allmählich zum Erliegen. Kydonia, Knossos und Gortys waren jetzt die führenden Städte auf der Insel, die nach dem Vorbild der griechischen Polis weiter in viele kleine Stadtstaaten aufgeteilt blieb. Um 480 v.Chr. wurde das berühmte, fortschrittliche Stadtrecht von Gortys, eines der ältesten antiken Rechtsdokumente von Kreta, in kretisch-dorischem Dialekt auf Steintafeln graviert.
Zu Beginn der Hellenistischen Epoche von 330-67 v.Chr. gehörte Kreta nach anfänglichem Widerstand zum mächtigen Weltreich Alexanders des Grossen, dass nach seinem Tode 323 v.Chr. von seinen Feldherren, den Diadochen, aufgeteilt wurde. Dabei fielen neben einigen ägäischen Inseln auch die Kyrenaika und Teile Kretas an die Ptolomäer, die von Ägypten aus die südliche Ägäis und Gebiete in Kleinasien beherrschten. Viele Territorialstreitigkeiten rivalisierender Völker leisteten in dieser unsicheren politischen Situation dem Piratentum Vorschub.
Nach mehreren vergeblichen Versuchen gelang es um 67 v.Chr. schliesslich dem römischen Feldherren Quintus Caecilius Metellus die kretische Insel zu erobern, die fortan als "Provincia Creta" zum Römischen Reich gehörte. Nach dem römischen Bürgerkrieg fiel die Kretische Provinz 42 v.Chr. an Marcus Antonius, der sie zusammen mit der Kyrenaika zu einer grossen Provinz vereinte.
Unter der Römischen Herrschaft von 67 v.Chr. bis 337 n.Chr. war Gortys in der Messara-Ebene der Sitz des römischen Statthalters und Kreta wurde wichtiger Handels- und Flottenstützpunkt. Die Römer liessen umfangreiche Bauarbeiten durchführen, wie beispielsweise Bewässerungsanlagen und befestigte Strassen, ebenso entstanden viele Tempel und Landvillen.
Um 59 n.Chr. gelangte mit dem Apostel Paulus das Christentum auf die Insel und nach seiner Abreise führte Titus als erster Bischof Kretas in Gortys sein Werk fort. Im 3. Jahrhundert forderte die römische Christenverfolgung auch auf Kreta ihre Opfer, bis im Jahre 311 schliesslich das Christentum staatliche Anerkennung erhielt und Kreta, trotz fortbestehender Kirchenhoheit der römischen Päpste, stärker an die östliche Reichshälfte Roms gebunden wurde.
Von 337 bis 826 gehörte Kreta zum oströmisch-byzantinischen Reich, deren Hauptstadt Konstantinopel war. Bis zur Eroberung durch arabische Piraten aus dem damals maurischen Spanien im 9. Jahrhundert blieb Kreta weitgehend von politischen Umwälzungen verschont.
Während der arabischen Besatzung von 826-961 bauten diese maurischen Sarazenen an der inzwischen kaum noch besiedelten Nordküste der Insel alte Hafenstädte wieder auf und gründeten auch neue. Anstelle des weitgehend zerstörten Gortys wurde Iraklio als Rabd al Khandak zum neuen Inselmittelpunkt.
Nachdem der byzantinische Feldherr Nikeforos Fokas nach einer sechsmonatigen Belagerung der Hauptstadt schliesslich 961 ganz Kreta für den byzantinischen Kaiser Romanos II. zurückerobern konnte, begann bis 1204 die zweite byzantinische Periode, in der auch das Christentum wieder eingeführt wurde, dass unter den Arabern stark an Einfluss verloren hatte.
Die friedliche Feudalherrschaft brachte der Insel neuen Wohlstand und der Handel blühte nicht nur mit Konstantinopel, der Hauptstadt des oströmischen Reiches, sondern auch mit Russland. Im Zuge der Kirchenspaltung von 1054 in die westliche römisch-katholische und die östliche byzantinisch-orthodoxe Kirche blieb Kreta dem Patriarchen von Konstantinopel treu und erhielt sogar einen eigenen Metropoliten.
Als nach dem vierten Kreuzzug im Jahre 1204, der zur Zerstörung und Plünderung Konstantinopels führte, auch das Byzantinische Reich aufgeteilt wurde, bekam der lombardische Markgraf Bonifatius von Montferrat die Insel Kreta zugesprochen, die er wiederum gegen Thessaloniki mit der Serenissima Repubblica Venezia eintauschte.
Für Venedig und seine Seehandelsrouten war Kreta von enormer Bedeutung und damit begann für Kreta die Venezianische Zeit von 1204 bis 1669. Allerdings stiessen die neuen Eroberer in den Anfangsjahren bis 1218 noch auf heftigen Widerstand der kretischen Bevölkerung. So wurden zum Schutz der neuen Herren in den nachfolgenden Jahrzehnten zahlreiche Kastelle gebaut, unter anderem in Kastelli Kissamos, Paleochora, Frangokastello, Ierapetra, Sitia und Mirabello bei Agios Nikolaos.
Hauptstadt und Sitz des alle zwei Jahre wechselnden Gouverneurs mit dem Rang eines Herzogs (Duca) wurde Chandaka (Iraklio), dass nach dem arabischen Namen Rabd al Khandak jetzt den venezianischen Namen Candia bekam.
Die Aufteilung der gesamten Insel in vier Verwaltungsbezirke mit insgesamt 200 Lehen, die an adelige Venezianer vergeben wurde, stiess anfänglich auf Widerstand der einheimischen Grundbesitzer, die sich jedoch in den folgenden Jahren bis hin zu Mischehen mit dem venezianischen Adel arrangierten. Zum Unmut der einfachen Bevölkerung, die hohe Steuerabgaben und Frondienste leisten mussten, wodurch in den nächsten Jahrhunderten immer wieder heftige Unruhen bis hin zu blutigen Revolten entstanden, bis sich Ende des 15. Jahrhunderts allmählich die Lage beruhigte und auch durch den wirtschaftlichen Aufschwung endlich Frieden herrschte.
Die orthodoxe Kirche wurde der römisch-katholischen Kirche unterstellt, aber von den Venezianern toleriert, wenngleich in den Städten der katholische Glaube dominiert, im Gegensatz zur orthodoxen Landbevölkerung .
Zur Verbesserung des Handels liess Venedig bereits 1252 den Hafen von Canea (Chania) neu anlegen und besonders durch den Gewürzhandel mit dem Orient erlebte Kreta im 15. und 16. Jahrhundert eine neue Blütezeit. Dafür wurde zunächst Getreide und später fast auf der ganzen Insel Wein angebaut.
Wegen zunehmender türkischer Piratenüberfälle veranlasste Venedig im 16. Jahrhundert auf den Inseln Spinalonga, Gramvoussa, Agii Theodri und Agios Nikolaos in der Souda-Bucht Festungen zu errichten und begann ausserdem mit dem berühmten veronesischen Architekten und Baumeister Michele Sanmicheli ab 1523 die Festungsanlagen von Candia (Iraklio), ab 1536 die Stadtmauer von Canea (Chania) und 1540 die Festung von Rethymno zu verstärken.
Das Osmanische Reich breitete sich im 16. Jahrhundert unter der Herrschaft von Süleyman dem Prächtigen (1520-1566) immer weiter westlich aus und die Seerepublik Venedig verlor nach und nach ihre Überseegebiete im östlichen Mittelmeerraum. Als dann 1570 unter Selim II. schliesslich auch die Insel Zypern in die Hände der Osmanen fiel, war Kreta die letzte abendländische Bastion und wegen der landwirtschaftlichen Produkte, der Reichtümer und der strategisch günstigen Lage immer schon ein attraktives Angriffsziel.
Nach vorangegangenen brutalen Überfällen begann der Grossangriff der Türken auf das venezianische Kreta dann im Juni 1645 mit der Einnahme der Festungen auf Agii Theodori vor der Nordküste Westkretas und nach wochenlanger Belagerung schliesslich auch im August 1645 mit der Eroberung der Stadt Chania.
Die türkische Truppen zogen auf dem Landwege weiter östlich und auch die türkische Flotte griff nun die Festung Rethymno an, die ein Jahr später fiel. Die mit 21 Jahren wohl längste Belagerung der Geschichte musste Iraklio mit der Hauptfestung Candia seit dem 1. Mai 1648 ertragen, bis die Stadt - trotz europäischer Unterstützung durch Söldner, Waffen und Lebensmittel seit 1666 - schliesslich unter ihrem Komandanten Francesco Morisini am 16. September 1669 kapitulierte. Damit begann die grausame Epoche der osmanischen Herrschaft von 1669 bis 1898, in der Kreta brutale Unterdrückung, willkürliche Justiz und hemmungslose wirtschaftliche Auspressung erdulden musste.
Alle Versuche der Rückeroberung schlugen fehl, die ganze Insel war nun von Türken besetzt, lediglich die Festung auf der Insel Gramvoussa im Nordwesten konnte sich noch bis 1692 halten, die Festungen der Insel Spinalonga in der Mirabello-Bucht im Osten Kretas und in der Souda-Bucht im Westen sogar noch bis zu ihrer Kapitulation im Jahre 1715.
Nach der Eroberung unterteilten die Türken Kreta nach venezianischem Vorbild anfänglich ebenfalls in vier Verwaltungsbezirke, später wurden aber die beiden östlichen Chandakas und Sitia vereinigt, so dass zusammen mit Chania und Rethymno die Insel dann nur noch aus drei Regionen bestand, über die jeweils ein Pascha herrschte. Hauptsitz des osmanischen Gouverneurs über die ganze Insel wurde die Stadt Chania, in der sich jetzt viele türkische Beamte und Kaufleute niederliessen, so dass die kretische Bevölkerung sich in das Hinterland zurückziehen musste. Fast alle christlich-orthodoxe Kirchen wurden entweiht und zu Moscheen umgebaut, ebenso wie Badehäuser und Brunnen für religiöse Zwecke errichtet wurden.
Die osmanische Besetzung konzentrierte sich allerdings auf die Küstenregionen mit den Hafenorten, so dass es im gebirgigen Hinterland noch einige Rückzugsmöglichkeiten für Flüchtlinge und Repräsentanten der orthodoxen Kirche gab, denn die einheimische, christliche Bevölkerung wurde durch harte Zwangsmassnahmen zum Islam konvertiert. Der christlichen Religion im Geheimen treu, traten viele Kreter aus Angst vor Folter und Repressalien "offiziell" zum muslimischen Glauben über. So gab es eine "Kopfsteuer" für Christen, bei der jeder, der nicht zahlen konnte, tatsächlich enthauptet wurde. Hinzu kamen übermässig hohen Steuern für den letzten verbleibenden Grundbesitz, so dass kaum noch Geld zum leben übrig blieb. Land und Leute wurden rücksichtslos ausgebeutet und türkische Grossgrundbesitzer enteigneten kretische Ländereien zum eigenen Profit.
In den folgenden zwei Jahrhunderten wurden viele Revolte kretischer Widerstandskämpfer von den Türken blutig niedergeschlagen, wie der bekannte Aufstand von Anopolis in Sfakia 1770, als ihr Anführer Ioannis 'Daskalogiannis' Vlachos in einen Hinterhalt gelockt und durch öffentliche Häutung hingerichtet wurde. Das ganze Dorf wurde niedergebrannt und die Bewohner erlitten harte Strafen und Vergeltungsmassnahmen. So wurden in diesen Zeiten auch Frauen und Kinder, die sich vielfach in den wehrhaften Klöstern und unzähligen Höhlen der kretischen Berge vor den türkischen Besatzern versteckten, nicht verschont, besonders als auch seit dem Beginn des griechischen Befreiungskampfes im März 1821 die Aufstände der Einheimischen auf Kreta zunahmen.
Im April 1821 startete eine Revolution von Sfakia aus, aber aufgrund fehlender Waffen und der bevölkerungsmässigen Überlegenheit der Türken standen die Dinge auf Kreta extrem schlecht. Nach einer ersten siegreichen Schlacht am 14. Juni 1821 rächten sich die Türken erneut mit grausamen Gewalttaten und Hinrichtungen, zu dessen Opfern auch der orthodoxe Bischof von Kissamos, Melchisedek Despotakis, gehörte, der auf dem Platz im Splantzia-Viertel von Chania erhängt wurde, ebenso wie alle Nonnen des Klosters Prodromou auf der Halbinsel Akrotiri.
Eines der schlimmsten Dramen ereignete sich 1823 bei Malia, als über 2700 Frauen und Kinder, die mit 150 Männern in der weitläufigen Höhle von Milatos Schutz gesucht hatten, sich nach wochenlanger Belagerung schliesslich ergeben mussten und dann, nachdem die Männer sofort ermordet wurden, versklavt oder lebendig in eine Schlucht geworfen wurden. Ein Jahr später wiederholte sich ein ähnliches Massaker bei Perama in der Melidoni-Höhle, in der sich über 370 Frauen und Kinder versteckt hielten und die Türken sich gar nicht erst mit einer längeren Belagerung abgaben, sondern direkt den Höhleneingang verbarrikadierten und dort Feuer legten, so dass alle Flüchtlinge in der Höhle durch den Rauch qualvoll erstickten.
Auch wenn die Kreter nach ihrem Wahlspruch "Freiheit oder Tod" viele Aufstände versuchten, waren sie letztendlich der militärischen Übermacht des Feindes nicht gewachsen. So fielen 1828 bei der Verteidigung ihres Rückzugsortes in der Burg Frangokastello an der Südküste 700 sfakiotische Widerstandskämpfer in der Schlacht gegen 8.000 türkische Soldaten. 1867 schickten die Türken eine Truppe von 40.000 Soldaten auf die Lassithi-Hochebene, die dort jedes Haus dem Erdboden gleichmachten, nur um die dort immer wieder beginnenden Revolte zu unterdrücken.
Der grausame Höhepunkt des kretischen Befreiungskampfes fand am 8. November 1866 im Kloster Arkadi bei Rethymno statt, als sich fast 1000 Patrioten, davon zwei Drittel Frauen und Kinder, in dem festungsartigen Kloster unter der Führung des Abtes Gavriel vor den 16.000 Türken verschanzten und als die Verteidigung gegen die heranstürmende türkische Übermacht immer auswegloser wurde, sich im Pulvermagazin selbst in die Luft sprengten. Seither ist der 8. November der Nationalfeiertag der Kreter.
Dieses spektakuläre Ereignis stiess auf grosses Entsetzen im westlichen Europa und endlich setzten sich die Grossmächte Russland, Grossbritannien und Frankreich für die Unabhängigkeit Kretas ein. Nachdem die ersten Verhandlungen über Kreta im Zuge der Unabhängigkeit Griechenlands 1827 scheiterten und die Insel vorübergehend von 1830 bis 1840 lediglich unter die relativ milde Verwaltung Ägyptens gestellt wurde, danach aber wieder unter das türkische Regime fiel, konnte jetzt 1868 endlich eine kretische Mitverwaltung erzielt werden.
Die griechische Sprache, bisher im Untergrund von der orthodoxen Kirche weiter gelehrt, musste offiziell anerkannt werden und ein Kreter musste in der Kommunalverwaltung und im Gerichtswesen proportional beteiligt werden.
Da die Repressalien der türkischen Besatzungsmacht allerdings nicht nachliessen, revoltierten auch die Kreter trotz der neuen Reformen weiter und nach den bürgerkriegsähnlichen Aufständen von 1889 und schliesslich dem Aufruf des jungen Rechtsanwaltes Eleftherios Venizelos, der 1896 in Chania öffentlich die Vereinigung mit dem Königreich Hellas forderte, setzte sich von Piräus aus endlich die griechische Flotte in Bewegung. Als die zur Verstärkung der Widerstandskämpfer gerufenen griechischen Truppen auf Kreta landeten, kam es 1897 zum Ausbruch des türkisch-griechischen Krieges und obwohl das Königreich Hellas beim Friedensschluss von Konstantinopel nachgeben musste, konnte Venizelos durch geschickte Verhandlungen und die Hilfe der Grossmächte endlich den Abzug der türkischen Truppen von der Insel bewirken.
Am 18. Juli 1898 erhielt Kreta endlich den autonomen Status und durfte sich unter der Regierung von Prinz Georg von Griechenland, der als Hochkommissar eingesetzt wurde, und dem Schutz der Grossmächte die folgenden 15 Jahre selbst verwalten. Viele Türken und islamisierte Griechen verliessen die Insel, die in dieser Friedensphase von einem frischen kulturellen Wind belebt wurde. Für den kretischen Staat begann nach der dunklen Zeit der Osmanenherrschaft eine neue Blütezeit, in der Wirtschaft, Handel und Landwirtschaft florierten.
Der britische Archäologe Sir Arthur Evans begann am 23. März 1900 mit den Ausgrabungen des minoischen Palastes von Knossos an, der 1878 von dem Hobbyarchäologen Minos Kalokerinos entdeckt worden war. Bis 1906 legte Evans mit bis zu 200 Arbeitern einen Grossteil der Palastanlagen und Hunderte von archäologischen Funden frei. Seit Ende des 19. Jahrhunderts war bereits der italienische Archäologe Federico Halbherr mit der Ausgrabung des Palstes von Festos beschäftigt und 1901 begann der britische Archäologe David G. Hogarth in Zakros mit der Ausgrabung der Palastanlage. Die Palastruinen von Malia wurden 1915 unter der Leitung von Chatzidakis freigelegt und es entstand in den folgenden Jahrzehnten bis heute ein internationales Interesse an der minoischen Vergangenheit der Insel Kreta.
Trotz des allgemeinen Aufschwungs und dem damit verbundenen neuen Wohlstand wünschten sich die Kreter aber die endgültige Vereinigung mit Griechenland und den Abzug aller fremden Truppen, den schliesslich Eleftherios Venizelos, der 1910 das Amt des griechischen Ministerpräsidenten erhielt, schrittweise durchsetzen konnte, bis letztendlich am 14. Februar 1913 die Fahnen der Grossmächte von der Festung Souda eingeholt wurden.
Der völlige Anschluss Kretas an Griechenland wurde dann am 17. Mai 1913 durch die Londoner Verträge offiziell vollzogen und als im November der griechische König im Hafen von Chania, der damaligen Hauptstadt der Insel, ankam, wurde auf dem Firkas, einem Teil der alten venezianischen Stadtbefestigung, endlich die griechische Fahne gehisst.
Griechenland blieb unter König Konstantin im Ersten Weltkrieg 1914 strikt neutral, aber Venizelos hoffte, mit Hilfe der Entente weitere griechische Gebiete von den Türken zurück zu gewinnen, zwang so 1917 den König zur Abdankung und erklärte den Mittelmächten, zu denen auch die Türkei gehörte, den Krieg. Obwohl dabei kaum griechische Truppen zum Einsatz kamen, konnte Venizelos 1920 bei den Friedensverhandlugen einige griechische Gebietserweiterungen herausschlagen.
Der 1921 aus der Idee eines Grossgriechenlands geführte Krieg gegen die kemalistische Türkei ohne Unterstützung der Grossmächte endete 1922 in der "Kleinasiatischen Katastrophe", bei der Griechenland seine uralten Siedlungsgebiete an der kleinasiatischen Küste verlor. Bei dem daraufhin stattfindenden Bevölkerungsaustausch kamen 1,5 Millionen griechische Flüchtlinge aus Kleinasien ins Land, dafür mussten alle restlichen 600.000 Türken Kreta verlassen.
Im Februar 1924 erreichte Eleftherios Venizelos mit seiner Partei die Abschaffung der Monarchie und rief am 28. Februar die Republik aus, die aber genauso instabil wie das parlamentarische Königreich war. So bestimmten auch Klüngelwirtschaft und Parteiengerangel auf Kreta die Jahre bis 1935, als Venizelos vergeblich versuchte, mit einem Staatsstreich wieder an die Macht zu kommen und nach Paris emigrierte.
Die Landreformen beseitigten den Grossgrundbesitz zugunsten einer einheitlichen Schicht von Kleinbauern, aber der erhoffte wirtschaftliche Aufschwung blieb aus und nach einer Volksbefragung wurde am 12. Oktober 1935 die Monarchie mit König Georg II. wieder eingeführt. Während seiner Amtszeit bis 1946 übernahm General Metaxas nach kommunistischen Unruhen 1936 mit Duldung des Königs die Regierungsgewalt, löste ohne grossen Widerstand das Parlament auf und errichtete eine Diktatur.
Als im Zweiten Weltkrieg General Metaxas die Aufforderung der Italiener zur Kapitulation Griechenlands am 28. Oktober 1940 ablehnte, begann 1941 Italien mit Unterstützung der Deutschen die Invasion in Nordgriechenland. Daraufhin zogen sich die zu Hilfe geholten britischen, neuseeländischen und australischen Truppen mit insgesamt 32.640 Soldaten nach Kreta zurück, um mit über 10.000 griechischen Soldaten die strategisch wichtige Insel zu sichern.
Am Morgen des 20. Mai 1941 jedoch begann über Kreta mit dem deutschen "Unternehmen Merkur" die bis dahin grösste Luftlandeoperation der Geschichte, als nach der Bombardierung kretischer Städte durch 330 Bomber, dann 108 Jagdflugzeuge mit über 80 Lastenseglern folgten und aus fast 500 Transportflugzeugen 10.600 Fallschirmjäger und 13.980 Gebirgsjäger absprangen. Die Angriffe konzentrierten sich auf die Flugplätze bei Maleme, Rethymno und Iraklio, sowie auf den Hafen der Souda-Bucht und die damalige Hauptstadt Chania, in der sich seit dem 23. April 1941 auch die griechische Regierung aufhielt, die sich unter dem Schutz der britischen Flotte aus dem inzwischen von Deutschen besetzten Athen zurückzog.
Die Angreifer stiessen jedoch auf erbitterten Widerstand der alliierten Soldaten und der kretischen Zivilbevölkerung, die sich mit allen Waffen und sogar mit Mistgabeln, Stöcken und Steinen gegen die überzählige deutsche Wehrmacht verteidigte. Inzwischen landeten im Ostteil der Insel auch italienische Truppen zur Unterstützung der Deutschen, die sich auf den westlichen Teil konzentrierten. Statt der geplanten eintägigen Blitzoperation, dauerte die Invasion bis zur vollständigen Eroberung Kretas zehn Tage und die Verluste auf beiden Seiten waren ungeheuer: über 1000 gefallene griechische und 6580 deutsche Soldaten. Hinzu kamen über 15.700 Verwundete, Gefangene und Gefallene der alliierten Truppen.
Nachdem die deutsche Wehrmacht die Schlacht um Kreta gewonnen hatte und am 1. Juli 1941 die letzten alliierten Soldaten und auch die griechische Regierung, die von Chania durch die Samaria-Schlucht geflohen war, von der Südküste aus nach Ägypten eingeschifft wurden, war der Kampf noch längst nicht beendet. Die Jahre der deutschen Besatzung waren von blutigen Partisanenkämpfen und grausamen Vergeltungsaktionen begleitet. Kretische Widerstandskämpfer, die sich im Untergrund mit Unterstützung des britischen Geheimdienstes arrangierten, verschonten keinen deutschen Soldaten. Die Wehrmacht und brutale Einheiten des SS-Kommandos ermordeten zahlreiche Zivilisten, die mit den Partisanen sympathisierten, verwüsteten 40 Dörfer und wie Anogia und Kandanos wurden noch 38 weitere Ortschaften völlig zerstört und niedergebrannt. In den kretischen Bergen zeugen heute noch viele Gedenktafeln und Mahnmale von den sinnlosen Grausamkeiten.
Der Britische Soldatenfriedhof im Westen der Souda-Bucht mit 1527 Gräbern gefallener Briten und ihrer Alliierten, sowie der Deutsche Soldatenfriedhof auf einem Hügel über dem Küstenort Maleme, auf dem 4685 Wehrmachtsoldaten begraben sind, stehen ebenfalls für die Sinnlosigkeit des Krieges.
Letzterer wurde erst 1973 angelegt, nachdem die Gefallenen 1941 zuerst von den Mönchen des Kloster Gonias bei Kolimbari geborgen wurden. Angesichts dessen, was das Kloster auch unter der Besatzung zu leiden hatte, verdient diese Tat der Menschlichkeit umso mehr Bewunderung. Ebenso hatten auch viele Kreter verwundeten Deutschen und desertierten Soldaten kurz vor Kriegsende geholfen und Schutz geboten. Diese Gastfreundschaft ist bis heute geblieben und Deutsche sind überall auf der Insel herzlich willkommen.
Nach dem griechischen Bürgerkrieg zwischen den kommunistischen Partisanen ELAS und der von den Briten unterstützten Partisanenorganisation EOK in den letzten Kriegsjahren 1944 bis 1945 kehrte nach einer Volksabstimmung 1946 König Georg II. aus dem Exil zurück und nach dessen Tod 1947 bestieg sein Bruder Paul I. den Thron. Mit der parlamentarischen Monarchie hatte Griechenland, das 1952 der NATO beitrat und Kreta zu einem wichtigen Militärstützpunkt des Bündnisses machte, bis 1967 verhältnismässig stabile Regierungen. Der Assoziierungsvertrag mit der EWG brachte 1961 auch wirtschaftliche Vorteile für Kreta und ebnete Griechenland den Weg für den späteren Beitritt zur damaligen EG.
Die schweren Jahre der Militärregierung von 1967 bis 1974 gingen auch an Kreta nicht spurlos vorbei und so entschieden sich bei einer Volksabstimmung am 8. Dezember 1974 rund 70 % aller Griechen, aber sogar 90 % der Kreter gegen die Monarchie und für eine parlamentarische Republik.
Seit dieser Zeit ist Griechenland heute eine etablierte Demokratie und mit dem Beitritt zur EG im Jahr 1981 auch Mitglied der heutigen Europäischen Union. Mit dem Aufkommen des Tourismus in den 70er Jahren ist Kreta heute eines der beliebtesten Reiseziele der Europäer.
Mit den Olympischen Spielen von Athen im August 2004 machte auch der Fackellauf in Knossos Station und würdigte Kreta als kulturgeschichtliche Wiege Europas. Im neu errichteten Olympia-Stadion von Iraklio fanden bei den anschliessenden Wettbewerben auch mehrere Fussballspiele statt, bei denen Kreta Sportler und Besucher aus aller Welt zu Gast hatte.
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