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Eine der bekanntesten und beliebtesten Insel der Ägäis ist Santorin, das zwar zur Inselgruppe der Kykladen gehört, jedoch einen andersartigen Charakter hat, der sich aus seiner besonderen geologischen Vergangenheit erklärt. Die nur 96 km² grosse Insel, die ihren italienischen Namen Santorini nach der Schutzheiligen Santa Irene von den Kreuzfahrern bekam, wird auch das "Ägäische Pompeji" genannt, weil sie vulkanischen Ursprungs ist und ihre jetzige Gestalt durch einen Vulkanausbruch vor ca. 3650 Jahren bekam. Santorin, dass auch den griechischen Namen Thira (die Wilde) hat, ist mit ihren Nebeninseln Thirasia und Aspronisi Teil eines im Meer versunkenen Vulkankraters. Der aus dem Meer ragende Rand der Caldera mit 200-400 m hohen Felswänden bildet heute einen im Nordwesten und Südwesten offenen Ring um ein bis zu 400 m tiefes Becken, aus dessen Mitte in historischer Zeit die Gipfel eines neuen Vulkans, die Kameni-Inseln, emporgewachsen sind. Durch einen kleineren Vulkanausbruch um das Jahr 197 v.Chr. entstand inmitten der Caldera die Vulkaninsel Palea Kameni mit ihren heissen Quellen, die in der Antike Iera (die Heilige) genannt wurde. Nea Kameni, die grössere Insel, wuchs aus aufquellenden Lavamassen fast 2 Jahrtausende später durch verschiedene Eruptionen zwischen 1707 und 1711 und bildete den 128 m hohen Georgskrater, der Mikri Kameni und mehrere kleinere Vulkanfelsen verband, die sich bereits 1537 aus dem Meer emporgehoben hatten. Thira ist mit der kleinen 22 km entfernten östlichen Insel Anafi und der noch kleineren unbewohnten Inselgruppe Christiani im Südwesten die südlichste Insel der grösseren Kykladen und wie alle Ägäis-Inseln der sichtbare Rest des versunkenen Festlandes. Es verband vor etwa 30 Millionen Jahren an der Stelle des heutigen Meeres das griechische Festland mit Kleinasien. Dort wo heute Santorin liegt, ragten nach dem Absinken der Landmasse zunächst nur einige Felseilande aus dem Meer heraus, die Bestandteil der heutigen Inseln sind. Vor etwa 26 Millionen Jahren entstand hier ein Vulkan, dessen Lavamasse die Felseninseln umschloss und eine neue kegelförmige Insel bildete. Sie erhielt nach ihrer Gestalt später den Namen Strongyle (die Runde), als sich während der frühen Kykladenkultur um 3000 v.Chr. mit den Karern und Lelegern die ersten Ansiedler auf der wegen ihrer vulkanischen Erde sehr fruchtbaren Insel niederliessen. Wie archäologische Untersuchungen ergaben, siedelten dann um 1900 v.Chr. frühgriechische Achäer vom Festland auf der Insel, die dort später von phönikischen Kolonisten bedrängt wurden. Die Ausgrabungen bei Akrotiri haben gezeigt, dass Santorin in der ersten Häfte des 2. Jahrtausend v.Chr. eine hohe Blütezeit erlebte und deren Bewohner waren in dieser Epoche nicht nur Bauern sondern auch tüchtige Seefahrer. Es war eine eigenständige theräische Kultur, die aber eng in Verbindung mit dem minoischen Kreta stand. Vermutlich wurde die antike Stadt Akrotiri nicht durch eine Zentralmacht regiert, sondern plutokratisch von Kaufherren und Reedern verwaltet, die mit ihren Handelsflotten bis nach Libyen kamen. Dies lässt sich aus verschiedene Keramiken und künstlerisch hervorragenden Wandmalereien entnehmen, die heute neben dem archäologischen Museum in der Inselhauptstadt Fira auch im Nationalmuseum von Athen zu besichtigen sind. Um 1645 v.Chr. brach über das goldene Zeitalter der Insel Strongyle die Katastrophe herein, als durch einen Vulkanausbruch der mittlere Teil der Insel im Meer versank und als Rest die heutigen Inseln Thira, Thirasia und Aspronisi stehenblieben. Die Menschen hatten wohl durch ein vorausgehendes Erdbeben gewarnt, die Insel samt ihrer wertvollen Habe noch rechtzeitig verlassen können, da bei archäologischen Ausgrabungen im minoischen Akrotiri weder kostbare Gegenstände, Schmuck, Siegel und sonstige Wertsachen, noch Skelette von Menschen oder Tieren gefunden wurden. Die Gewalt der Explosion war durch Ascheregen und riesige Flutwellen wohl auch noch im gesamten Mittelmeerraum und besonders auf Kreta zu spüren gewesen, denn sie hatte dort auch zu dem plötzlichen Ende der minoischen Städte beigetragen. Die Katastrophe von Strongyle legt ausserdem Spekulationen nahe, dass mit dem Vulkan auch das sagenumwobene Atlantis im Meer versunken sei, von dem einige historische Schriften berichten. Das Leben auf Strongyle war für viele Jahrzehnte erloschen, im Laufe der Zeit jedoch liessen sich dort wieder minoische Einwanderer aus Kreta nieder und um 1300 v.Chr., einige Generationen vor dem Trojanischen Krieg, besiedelten Phöniker die Insel und gaben ihr wegen ihrer Schönheit den historischen Namen Kalliste (die Schönste). Später um 1050 v.Chr. eroberten Spartaner die Insel, die sie nach ihrem Anführer Theras benannten und auf dem 369 m hohen Berg Mesa Vouno die gleichnamige antike Stadt Thera gründeten, die noch bis in die byzantinische Zeit bewohnt war. Der nach drei Seiten steil abfallenden Bergrücken an der Ostküste war nur im Westen durch einen Höhenzug mit dem höchsten Berg der Insel, dem 566 m hohen Profitis Elias, verbunden und bot den Spartanern somit den idealen Platz für die Anlage ihrer Stadt. Zusammen mit den Kretern und den Bewohnern von Milos waren die Einwohner von Thera die ersten, die um 825 v.Chr. das phönizische Alphabet für die griechische Sprache übernahmen. Bis dahin hatten die Inselbewohner sich abgeschlossen und ohne Beziehung zu den übrigen Kykladeninseln gelebt. Sie führten ein genügsames Leben und beschränkten sich auf die Produkte ihrer Insel, denn mit Seefahrt beschäftigten sie sich nicht. Allmählich aber knüpften sie auch Verbindungen zu anderen griechischen Gebieten, anfänglich zu Kreta und Paros, später auch zu Attika, Korinth, Rhodos und Ionien. Kolonisten aus Thera gründeten zusammen mit den Kretern um 630 v.Chr. an der Nordküste Afrikas die Stadt Kyrene, die grösste Kolonie der Griechen in Afrika überhaupt. Im 6. Jahrhundert v.Chr. prägten sie eigene Münzen, spielten aber dann in der Klassischen Zeit nur eine unbedeutende Rolle. Während der Zeit der Persischen Kriege unterwarf sich Thera den Persern und stellte seine Münzprägung ein. Wegen ihrer spartanischen Abstammung kämpften die Bewohner Theras während des Peloponnesischen Krieges im 5. Jahrhundert v.Chr. natürlich auf der Seite der Spartaner, mussten sich aber 426 v.Chr. den Athenern unterwerfen und seitdem Tribut an Athen bezahlen. Thera wurde Mitglied des Attischen Seebundes und geriet später, als die Makedonier ihre Herrschaft über ganz Griechenland ausweiteten, dann im 4. Jahrhundert v.Chr. auch unter die Herrschaft Makedoniens. Eine gewisse Blütezeit bestand noch unter den ägyptischen Ptolemäern, die dort als Stütze ihrer Macht eine Militär- und Marinebasis mit einer bemerkenswerten Garnison unterhielten. Mit der Eroberung Griechenlands durch die Römer im 2. vorchristlichen Jahrhundert wurde dann auch Thera um 146 v.Chr. römische Provinz und verfiel wie viele Ägäisinseln bis in die byzantinische Epoche in völlige Bedeutungslosigkeit. Zeichnung des Archipels von Santorin mit Wassertiefenangaben von Captain Thomas Graves 1848 Der Name Santorini tauchte zum ersten Mal 1153 auf und nach dem 4. Kreuzzug im Jahre 1207 eroberte der Venezianer Marco Sanudo, der Herr von Naxos, die Insel, der sie zusammen mit Thirasia der Familie Barozzi als Grafschaft übergab. Das Herzogtum von Naxos wurde in vier lateinische Bistümer unterteilt und auf Santorin wurde, nachdem der orthodoxe Bischof von der Insel vertrieben wurde, ein römisch-katholischer Bischofssitz eingerichtet. Die befestigte Siedlung Skaros wurde nun die neue Hauptstadt der Insel, die bis 1335 im Besitz der Familie Barozzi war. Als sie von der Insel vertrieben wurden, unterstand Santorin eine Zeit lang wieder direkt dem Herzog von Naxos, von 1397 bis 1418 dann Herzog Jakob aus dem Hause Crispi und 1480 übergab Jakob III. von Naxos Santorin als Mitgift seiner Tochter dem Herzog Domenico Pisani von Kreta. Nach dem Tod Jakob III. eroberte sein Bruder Johannes III. die Insel zurück und Santorin kam wieder zum Herzogtum von Naxos, bis sie schliesslich 1487 zusammen mit dem ganzen Herzogtum in den Besitz Venedigs überging. Sie befestigten im Inneren der Insel die fünf Siedlungen Skaros, Epanomeria, Pyrgos, Nimporio und Akrotiri zu Kastellen und errichteten mehrere Wehrtürmen auf den Anhöhen, um sie gegen die vermehrten türkischen Piratenüberfälle zu schützen. Nach der Eroberung des türkischen Piraten Barbarossa, der 1537 jedoch Santorin einnahm, herrschten bis 1566 zumindest nominell noch die Crispi, bis sie nach ihrer endgültigen Vertreibung die Insel dem Herzog Joseph Nasi von Naxos überliessen, der sich 1579 dem Osmanischen Reich unterwerfen musste. Die Türken liessen sich allerdings nicht auf der Insel nieder, sondern gestanden den Santorinern sogar eine gewisse Autonomie zu, für die sie aber sowohl dem Sultan als auch der Republik Venedig Steuern zahlen mussten. Santorin wurde nun sogar wieder zum orthodoxen Erzbistum und es herrschte ein gewisser Wohlstand. Nachdem auch die Piraterie zurückging, konnte sich die Seefahrt entwickeln und Santorin schuf sich mit der Zeit eine Flotte von beträchtlicher Grösse, die eigene Verbindungen zu allen grösseren Häfen des östlichen Mittelmeeres unterhielt. Der Handel erlebte einen Aufschwung und damit auch die Produktion des berühmten Weines und der Baumwolle auf der Insel. Mit ihrer grossen Flotte, die sich Ende des 18. Jahrhunderts zur drittgrössten der Ägäis entwickelte, nahm Santorin im Jahre 1821 auch aktiv am griechischen Befreiungskampf gegen das Osmanische Reich teil. Das Aufkommen der Dampfschifffahrt Ende des 19. Jahrhunderts brachte jedoch den wirtschaftlichen Niedergang der Insel und zwang viele Bewohner zur Auswanderung, zu der schliesslich auch ein starkes Erdbeben 1956 beitrug, durch das viele Häuser zerstört wurden. Santorini 1926 - Vulkanausbruch auf Nea Kameni. Erst in den siebziger Jahren begann ein neuer Aufschwung als Santorin das Interesse von Archäologen, Historikern und Geologen weckte, die sich mit der interessanten Vergangenheit der Insel beschäftigten und sie ins Blickfeld der Öffentlichkeit rückten. Mit der Zeit wurde sie immer mehr von Reisenden besucht und die Santoriner begannen mit dem Wiederaufbau und der Modernisierung der Insel. Heute leben auf Santorin ca. 8000 ständige Bewohner in Fira (Thira) und den 14 grösseren Dörfern Ia (Oia), Imerovigli, Firostefani, Karterados, Monolithos, Messaria, Vothonas, Pyrgos, Megalochori, Emporio, Kamari, Perissa, Perivolos und Akrotiri. In den Sommermonaten kommen noch einige hundert Einwohner hinzu, da neben dem berühmten Wein heute der Tourismus zu den Haupteinnahmequellen der Insel zählt. Tausende von griechischen und ausländischen Urlaubern verbringen jedes Jahr ihre Ferien auf der faszinierenden Insel, die wegen ihrer landschaftlichen Eigenheit und den archäologischen Stätten, die zu den wichtigsten Griechenlands zählen, immer mehr an Bedeutung gewinnt. Bei einer Küstenlänge von 70 km erstrecken sich die Badestrände mit ihrem feinen Kies aus schwarzer Lava von Norden nach Süden im flachen Westteil der Insel und laden zum Schwimmen im glasklaren Wasser ein. An der Südküste bei Akrotiri gibt es ausserdem zwei romantische Strandbuchten zwischen den Steilwänden mit roter und weisser Lava, an der man die jahrtausendealte vulkanische Entstehungsgeschichte der Insel bewundern kann. Wegen seines traumhaften Panoramas und den atemberaubenden Sonnenuntergängen, besonders in Oia und Fira, wird Santorin in jüngster Zeit auch bevorzugt von Hochzeitspaaren, sowohl für die Trauung als auch für die Flitterwochen, gewählt und in den meisten luxuriösen Hotels kann man komplette Arrangements buchen. Wenngleich heute die meisten Touristen die Anreise per Flugzeug wählen, so bietet die Einfahrt in den Krater mit dem Schiff von Nordwesten aus Ios, Paros, Naxos und Piräus oder von Südwesten aus Kreta her einen grossartigen Eindruck. Nach den sanften, grünen Aussenhängen der Insel öffnet sich plötzlich der riesige, fast ringsum geschlossene Kessel und gibt den Blick frei auf den Inselhauptort Fira, jenseits eines Vorsprungs hoch oben am Rand des Kraters. An der Nordspitze der Hauptinsel liegt am Steilhang der Caldera, direkt gegenüber der kleineren Insel Thirasia, das malerische Städtchen Oia mit seinen weissen Häusern und den blauen Kuppeln der Kirchen und Kapellen. Es war bis zum Zweiten Weltkrieg das Wirtschafts- und Handelszentrum der Insel, da es nicht so hoch wie Fira und somit näher am Meer liegt. Über steile Treppenwege vom kleinen Hafen in der Ammoudi-Bucht, der bereits von den Spartanern im 1. Jahrtausend v.Chr. ausgebaut wurde und noch bis ins späte 19. Jahrhundert eine grosse Handelsflotte beherbergte, ist Oia auch heute, wie schon in der Antike, sehr schnell erreichbar. Jetzt kommen die Passagier- und Fährschiffe aber täglich in Athinios an, dem Hafen der Stadt Fira, die man über eine lange Serpentinenstrasse die Kraterwand hinauf nach 17 km erreicht. Die grossen internationalen Kreuzfahrtschiffe ankern inmitten des Kratersees zwischen Fira und Nea Kameni und nach Ausbootung gelangen deren Passagiere in den kleinen Hafen Mesa Gialos unterhalb Firas, der zu Fuss oder mit Eseln über einen steilen gewundenen Treppenweg oder mit der neu angelegten Kabinenseilbahn mit dem etwa 260 m über dem Meeresspiegel gelegenen Fira verbunden ist. Das schmucke Städtchen wurde erst 1810 gegründet, als die Bewohner des alten Hauptortes Skaros allmählich ihren Ort verliessen, und ist mit seinen zum Teil in den Kraterrand gebauten weissen Häusern und den vielen Kirchen, den winkeligen Gassen und Plätzen, die immer neue Ein- und Ausblicke in die Caldera gewähren, äusserst reizvoll. Das Archäologische Museum im Zentrum der Altstadt zeigt Funde aus der kykladischen und minoischen Epoche vor der grossen Explosion, sowie aus der dorischen und schliesslich aus der hellenistischen und römischen Zeit. Das neue Museum am Ortseingang bei der Mitropolis-Kirche beherbergt weitere Fundstücke von den Ausgrabungen der prähistorischen Stadt Akrotiri und des antiken Thera.
Eine druckfähige Version (4 A4-Seiten) bekommen Sie hier als PDF-Datei zum Download (172 kb)
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